“Herr Tartüff”, eine Stummfilmkomödie aus dem Jahr 1926, bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der französischen Filmindustrie der Zwischenkriegszeit. Unter der Regie von Fritz Lang, einem Meister des deutschen Expressionismus, wurde diese Adaption von Molières berühmtem Theaterstück “Tartuffe” zum Leben erweckt. Mit einer herausragenden Besetzung, darunter Emil Jannings als der verschlagene Tartüff und Lil Dagover als die unwissende Elmire, liefert der Film eine scharfsinnige Satire auf Heuchelei, Religiosität und soziale Konventionen.
Die Geschichte: Ein Spiel von Täuschung und Intrigen
Die Handlung dreht sich um den wohlhabenden Orgon, der vom scheinheiligen Tartüff völlig geblendet wird. Dieser Betrüger nimmt in Orgons Haus Quartier und beginnt, die Familie mit seinen falschen Frömmigkeit und moralischen Vorwürfen zu manipulieren. Orgons Frau, Elmire, entdeckt jedoch bald Tartüffs wahre Natur und versucht, Orgon von seiner Verblendung zu befreien.
Die Konfrontation zwischen Elmire und Tartüff bildet den Höhepunkt des Films. In einer intensiven Szene versucht Elmire, Tartüff zu entlarven, indem sie seine ungebührlichen Annäherungsversuche an sie aufdeckt. Doch Orgon bleibt blind gegenüber der Wahrheit, was zu einem dramatischen Showdown führt.
Schauspielerische Glanzleistung: Emil Jannings als zwiespältiger Tartüff
Emil Jannings, bekannt für seine eindringliche Darstellung in Filmen wie “Der letzte Mann” und “Das Cabinet des Dr. Caligari”, liefert eine Meisterleistung als der zynische Tartüff. Seine Mimik und Körpersprache vermitteln perfekt den moralischen Niedergang des Charakters. Lil Dagover als Elmire verkörpert die Stärke und Intelligenz einer Frau, die sich gegen religiöse Intoleranz und soziale Ungerechtigkeit auflehnt.
Die Nebenrollen werden ebenfalls von einem talentierten Ensemble besetzt, darunter Fritz Kortner als der naive Orgon und Georg H. Schnell als der scharfsinnige Diener Cleante.
Technische Meisterleistung: Expressionismus trifft Komödie
“Herr Tartüff” zeichnet sich durch eine innovative visuelle Ästhetik aus. Fritz Langs Regie kombiniert Elemente des deutschen Expressionismus mit humorvollen Elementen, was zu einem einzigartigen filmischen Stil führt. Die Sets sind reich verziert und dramatisch beleuchtet, um die Atmosphäre von Heuchelei und Intrigen zu verstärken.
Die Botschaft: Kritik an Gesellschaftlichen Normen
Der Film enthält eine scharfe Gesellschaftskritik, indem er die Missbräuche religiösen Fanatismus und die blinde Befolgung autoritärer Figuren anprangert. Molières Stück wurde bereits zu seiner Zeit als revolutionär betrachtet, da es die Heuchelei der Kirche und des Adels anprangerte. Langs Filmtransferiert diese Kritik in die Welt des Stummfilms und macht sie für ein breiteres Publikum zugänglich.
Fazit: Ein Klassiker des deutschen Stummfilms
“Herr Tartüff” ist eine fesselnde und humorvolle Adaption von Molières Theaterstück. Durch seine herausragenden Schauspielleistungen, die innovative visuelle Ästhetik und die scharfe Gesellschaftskritik bleibt dieser Film auch heute noch ein Klassiker des deutschen Stummfilms.
Für Fans des Films:
Film | Jahr | Genre |
---|---|---|
Herr Tartüff | 1926 | Komödie/Drama |
Der letzte Mann | 1925 | Drama |
Das Cabinet des Dr. Caligari | 1920 | Horror |
Wer sich für die Geschichte des Films interessiert, wird in “Herr Tartüff” einen spannenden und unterhaltsamen Einblick in die Welt der Stummfilmzeit finden.